„Nein, ich war eher dran.“

So schnaubt eine Dame an der Wursttheke einen Herrn an, der sich vermeintlich vorgedrängelt hat. Nein, bloß niemanden beim Autofahren den Vorrang lassen. Ich habe es ja soooo eilig. Sofort hupen und zeigen, wer der King im Ring ist. Je größer das Auto um so besser.

Mein Vorgarten ist der Schönste. Ich nehme das Maßband, um den Buchsbaum so richtig in Form zu bringen. Die Nachbarn werden staunen … Dieses ist mein Platz. Ich habe doch schon meine Handtasche oder das berühmte Handtuch auf die Liege gelegt ...

Diese oder ähnliche Situationen haben wir sicherlich alle schon einmal erlebt. Das Gerangel um den richtigen Platz.

Am Sonntag hören wir im Tagesevangelium von einem Gastmahl, einem Hochzeitsmahl. Die Gäste streben nach den besten Plätzen. Jesu Worte sprechen dabei eine andere Sprache. Wer sich erhöht, wird erniedrigt, wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.

Es geht um eine grundlegende Haltung des Menschen und nicht darum, sich klein zu machen. Es zeigt, dass wir in dem Gastgeber Gott erkennen sollen. Er ist es, der die Mächtigen erniedrigt und die Niedrigen erhöht. So hören wir auch im Magnificat, im Lobgesang Mariens. Dazu ist bei allem Streben nach Ansehen und Anerkennung, das in jedem Menschen vorhanden ist, auch die nötige Portion Demut wichtig.

Rangordnungen gibt es überall.

Am Tisch Gottes finden wir diese nicht. Hier haben alle ihren Platz, sicherlich auch die, mit denen wir uns manchmal schwertun, die wir verachten und um die wir am liebsten einen Bogen machen. Wer darauf vertraut, dass wir nicht selber immer alles durchsetzen müssen, der kann sich daran erfreuen, wenn jemand anderes weiter „vorne sitzt.“ Bescheiden zu sein, heißt dann nicht immer zurückzustecken oder sein Licht unter den Scheffel zu stellen, sondern in der Gewissheit zu leben, dass wir mit unseren Begabungen und Fähigkeiten ein Geschenk Gottes, des Schöpfers sind.

Wenn ich dies verinnerlicht habe, dann bin ich nicht neidisch oder eifersüchtig auf die „besseren Plätze“, sondern weiß: Ich finde meinen Platz dort, wo Gott mich braucht.

Vielleicht denken wir demnächst mal dran, ob in der Warteschlange, beim Autofahren, im Berufsleben, in der Kirche, oder wo auch immer.

Eine segensreiche Woche wünscht Ihnen
Katrin Spehr, Gemeindereferentin

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